Nützt es meinem Business als Interimsmanager, wenn ich eine große Anzahl virtueller Kontakte habe?

Wie immer: Kommt drauf an. Auf viele Faktoren.



Da das Leben bunt, beweglich und multifaktoriell ist, habe ich noch keinen Weg gefunden, den materiellen Wert eines Kontaktes vorherzusagen.



Mein erstes echtes Interimsprojekt zu einem echten Interimsmanager-Preis erhielt ich über eine Frau, mit der ich mich zwei Stunden lang über Katzen unterhalten hatte. Ein Kontakt aus der Provinz sorgte dafür, dass ein ansonsten gescheiterter Aufenthalt in Moskau doch noch lohnend wurde. Eine Unternehmerin, die auf mich zunächst etwas durchgeknallt wirkte, erwies sich als extrem lukrative Business-Partnerin und essenziell für mein wirtschaftliches Überleben in der Krise. Ein eher unauffälliger Arbeitsvermittler wurde zu einer starken Unterstützung.



Tendenziell entwickle ich eher Business mit Kontakten, die ich aktiv, regelmäßig und bewusst pflege. Da Interimsmanagement ein sehr vertrauensintensives und persönliches Geschäftsfeld ist, werden Aufträge meistens nur nach ausführlichen Gesprächen vergeben. Mit einer sehr großen Anzahl von Kontakten kann ich dies nicht. Aber oft genug hat es sich durch Zufall ergeben, dass jemand einen Artikel von mir mochte, oder jemand über drei Ecken eine Empfehlung ausgesprochen hat, so dass ich wiederum ausführliche Gespräche führen konnte.



Auf XING habe ich derzeit (Stand Oktober 2011) über 2.500 Kontakte. Unter dem selbst verliehenen Titel „Kontaktschlampe“ sammle ich seit 2009 recht wahllos Verbindungen. Manche davon schicken mir haufenweise Einladungen zu Veranstaltungen, die mich nicht mal am Rande interessieren. Ich erhalte ca. eine Einladung pro Stunde. Aber das ist der Preis eines großen Netzwerkes. Warum sollten mich Einladungen stören? Klick – und weg! Dafür habe ich schließlich die Möglichkeit, meinerseits viele Leute einzuladen.



XING bleibt für mich immer noch die stärkste Business-Plattform in D,A,CH. Trotz des benutzerunfreundlichen neuen Designs, trotz des schlapper geführten zentralen Gruppenmanagements, gibt es für mich keine bessere Plattform zum Recherchieren von Ansprechpartnern und zum substanziellen Austausch, der in vielen der wichtigen Gruppen immer noch stattfindet, weit ab vom Chat und nichtssagenden Geplapper in fast allen anderen Foren des Internets.



Facebook habe ich bisher als sozialen Chatroom erlebt, wo mehr oder weniger banale Nettigkeiten ausgetauscht werden. Viel Reklame, die sich an Endverbraucher richtet, aber kaum B2B.



Twitter scheint eine Frage der Strategie zu sein. Das Gezwitscher geht aus allen Richtungen in alle Richtungen. Ich teste derzeit auf drei Accounts verschiedene Herangehensweisen – viele Tweets, wenige Tweets, wahllos folgen, gezielt folgen.



Zu Google+ habe ich derzeit keine Meinung. Ich vermute, dass es sich mittelfristig vor allem zu einer Plattform für Nachrichtenaustausch entwickelt.



Am Ende ziehe ich persönlich das große Netzwerk vor. Ich akzeptiere die kleinen Ärgernisse, die kleinen Nervereien und die Handvoll Leute, die MLM und ähnlichen Unfug unermüdlich anpreisen. Ich erwarte auch nicht den großen spontanen Reichtum aus dem großen Netzwerk. Ich versuche es meinerseits zu vermeiden, anderen auf die Nerven zu gehen, obwohl das nach meiner Beobachtung nicht immer dem Business schaden muss.



VIEL ERFOLG!