menschenkreislauf_pixabay_geraltSo um das Jahr 2000 zog die Idee des „Netzwerkens“ in Deutschland ein.

In mehreren Veranstaltungen im Raum Hamburg machte Netzwerker Thorsten Geffert den Begriff „Nett-Working“ zum geflügelten Wort.

Was genuin erfolgreiche Geschäftsleute und andere wirtschaftlich solide aufgestellte Menschen schon seit Jahrtausenden tun, sollen nun auch alle anderen in ihr Verhalten integrieren – Beziehungen managen und nutzen.

Unter der Bezeichnung „Seilschaften“ oder „Kungeleien“ hatte das Netzwerken einen negativen Beigeschmack.

Nun aber sollten alle es tun. „Beziehungen / Kontakte schaden nur dem, der sie nicht hat.“

Seinerzeit versuchten viele Leute, etwas zu gründen und darauf das Label „Netzwerk“ zu kleben, in der Erwartung, dass nun sofort der Rubel hineinrollt.

Bringt Netzwerken den sofortigen, überwältigenden Erfolg? Natürlich nicht.

Wirksames Netzwerken funktioniert sehr ähnlich wie Beziehungen mit Bekannten. Man hilft sich gegenseitig bei diesem und jenem, und erwartet keinen sofortigen Ausgleich.

Das gibt es ja auch schon lange, als Nachbarschaftshilfe.

Lediglich die Idee, dass man sich auch gezielt auf geschäftlicher / beruflicher Ebene gegenseitig legitim und konstruktiv unterstützen kann, scheint für manche neu zu sein.

Auch in diesen Lebensbereichen gibt es nicht immer den sofortigen Return.

Netzwerken funktioniert eher als langfristiger Kreislauf.

Ich zahle auf Beziehungs-Konten etwas ein. Ich gebe jemandem einen Tip oder eine Empfehlung, manchmal eine schwer zu beschaffende Information (sofern ich sie in ethischer Weise weitergeben darf).

Dafür bekomme ich vielleicht nicht sofort etwas zurück. Ich bekomme eventuell nicht einmal etwas zurück von der Person, der ich etwas gebe, niemals. Aber ich werde von irgendwo etwas wiederbekommen.

Gibt es dafür eine Garantie? Nein.

Wenn sich aber langfristig herumspricht, dass ich dem einen oder anderen geholfen habe, gibt es irgendwann ein belohnendes Echo.

Ich nenne das den „Kreis des Gebens“.

Ich selbst habe auf diese Weise bereits kostenlose Urlaubsreisen erhalten, gratis Zutritt zu exclusiven Wellness-Ressorts und wirksame Empfehlungen für lukrative Aufträge.

In meinem persönlichen Netzwerk gibt es ein paar Menschen, die den Netzwerk-Gedanken wirklich verstehen und umsetzen. Sie unterstützen mich, ohne direkt etwas zu erwarten, und sind dann, manchmal Jahre später, bereit, etwas als Gegenleistung anzunehmen.

In meinem Nezwerk denken so ziemlich alle immer wieder daran, wen sie zusammenbringen könnten, so dass es für beide Seiten vorteilhaft ist.

Etwas befremdlich erscheinen mir manche Methoden, mit denen man seine Netzwerk-Partner „beeinflussen“ soll.

Stellen Sie sich vor, ein Freund versucht Sie mit hypnotischem NLP zu überzeugen, bei seinem nächsten Umzug zu helfen. Das wäre doch bestenfalls albern, oder?

Ich halte es für eine gute Methode der Beeinflussung, eine gewisse Kompetenz aufzubauen, so dass ich sinnvolle und werthaltige Unterstützung geben kann.

Meine Freunde wissen, dass ich mich auch beim Umzug nicht darum drücke, den massiven Schreibtisch zu tragen oder ekelhafte Tapeten abzukratzen.

Auf diese Weise komme ich mittel- bis langfristig eher zu einem soliden Return.

Bild: geralt