Vor vielen Jahren schon habe ich mir eine Beobachtung notiert: „Je vehementer jemand etwas behauptet, desto wahrscheinlicher ist das Gegenteil wahr.“



Aus mittlerweile 14 Jahren Projekterfahrung (Stand: Februar 2012) habe ich mir angewöhnt, alle Behauptungen, die besonders vehement hervorgebracht werden, in ihr Gegenteil umzudrehen und entsprechende Krisenpläne zu machen.



Der Kunde sagt zu mir: „Sie werden sehen, wir sind extrem flott mit dem Bezahlen unserer Rechnungen!“ Ich denke: „Wie steht’s auf meinem Girokonto Reicht das noch 6 Wochen?“



Der Kunde sagt zu mir: „Bei uns sind alle Beziehungen äußerst integer und fair! Unsere Kommunikation ist absolut klar!“





Ich denke: „Wo ist meine kugelsichere Weste? Schützt die auch vor Messerstichen in den Rücken?“



Der Kunde sagt zu mir: „Darauf können Sie sich zu 100% verlassen!“



Ich denke: „Das kann ich zu 100% vergessen.“



Sehr bedenklich wird es, wenn mir eindringlichst versichert wird, wie extrem solide die Grundlagen des Projektes durchdacht sind und dass man für vollständige Krisensicherheit gesorgt hat. Dann frage ich mich, wie viel Zeit wir haben, um die schlimmste Katastrophe abzuwenden und ob es eine Option auf Projektverlängerung gibt.



Was sich tendenziell als wahr erwiesen hat, sind Aussagen in ganz normaler Stimmlage, sachlich, geradeaus; undramatische Aussagen. Zahlen, Daten, Fakten. Auch klare, verantwortliche Ich-Botschaften darüber, wie sich jemand fühlt – ohne zu urteilen oder zu beschuldigen – können sehr weiterhelfen.

Warum läuft das so?

Wenn etwas nicht so ist wie erwünscht, neigen Menschen offenbar zu dem Versuch, die Wirklichkeit mit einer Portion Gewalt (körperlich, emotional, stimmlich) zu ändern. Natürlich funktioniert das nicht, was aber viele nicht daran hindert, es weiter zu versuchen.



Ein gewisses Maß an Neurose muss jeder aushalten, der mit Menschen arbeitet. Das ist und bleibt Teil der Projektlandschaft. Meine eigenen Neurosen sind Teil der Projektlandschaft. Um die Schwierigkeiten, die dadurch entstehen, möglichst gering zu halten, orientiere ich mich zum einen an den sachlichen, undramatischen Aussagen.



Zum anderen: Emotionen gehören auch dazu und haben oft eine sehr viel stärkere Wirkung auf das Projekt als alle Fakten. So lange wir mit dem Emotionen verantwortlich umgehen und sie nicht mit Fakten verwechseln, kommen wir gut voran.



VIEL ERFOLG!