ACHTUNG! In den Augen mancher Menschen könnte dieser Artikel bösartig wirken. Er ist auch so gemeint.

Generell erkenne ich das Prinzip: Je komplizierter etwas in der Abwicklung ist, desto weniger bringt es wahrscheinlich.



Je mehr Gedöns und Komplikationen Agenturen in der Vergangenheit angestellt haben, desto weniger kam dabei heraus.



In den letzten Tagen war ich viel beschäftigt mit neuem Gedöns auf den Wunsch eines größeren Providers. Ich wurde gemaßregelt, weil ich meine Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht hatte, nach Meinung einer recht jungen Dame. (It’s all about entertainment…) In der gleichen Zeit bekam ich von meiner Lieblings-Agentur, der HAYS AG, vier ernsthafte Projekte angeboten, die dann leider nicht in meinen Zeitplan passten.
Als ebenso angenehm unbürokratisch, aber in der Sache wirksam, haben sich die INSILIUM GbR und JLink erwiesen. Kein Gedöns, dafür reale, substanzhaltige Anfragen und Vermittlungen.



Andere sind mehr damit beschäftigt, Formulare ausfüllen zu lassen und Unterlagen anzufordern, die niemals irgendjemand lesen wird.



Eine Agentur schrieb mir ernsthaft, sie bräuchte ALLE Zeugnisse und Zertifikate, die ich JEMALS in meinem Leben erhalten hätte. Ich überlegte ernsthaft, ob ich die „Grüne Schlange“ beilege, die ich mit 9 Jahren beim Kinder-Karate gewonnen hatte. Weil ich mich gerne kooperativ verhalte, scannte ich alle Zeugnisse und Zertifikate ab meinem 18. Lebensjahr und schickte sie hin.



Diese Agentur brauchte meine Projektliste unbedingt in IHREM FORMAT – ein besonderes Datenbank-Format, das sonst niemand hat. Es erlaubt KEIN Copy&Paste und kein Einlesen von Tabellen. Die Registrierung auf der sehr speziellen Website erfordert ein halbes Semester Informatik. Aber man soll sich Herausforderungen ja auch mal stellen.



Weil ja der persönliche Kontakt so wichtig ist für die Agentur, machte ich von einem Projekt aus einen Abstecher in die süddeutsche Pampa, marschierte ein langes Stück durch Nirgendwo-Dorf und unterhielt mich zwei Stunden mit der Chefin. Was hat all das gebracht? NICHTS.



Andere bringen alle 3 Jahre neue Skill-Inventare heraus, die ich dann neu ausfüllen darf. Weiß bei denen keiner, wie man mit Datenbanken umgeht und eine alte Tabelle in eine neue mappt? Hm, das kann ja sogar ich – vielleicht ein netter kleiner Zusatzverdienst?



Beliebt ist auch, dass ein neuer Vermittler mich UNBEDINGT kennenlernen muss, weil das SOOO wichtig ist – nämlich dafür, dass ich danach nie wieder von ihm höre.

Und immer wieder die Drohung: Wenn Sie dies oder jenes nicht tun, DANN KÖNNEN WIR IHNEN KEINE PROJEKTE ANBIETEN!

Das mag sein.

Wahr ist allerdings auch: Selbst WENN ich all die kleinen Kunststückchen aufführe, können sie mir immer noch keine Projekte anbieten – weil sie zu beschäftigt sind mit Gedöns, um ernsthafte Projekte zu gewinnen.

Ebenfalls erstaunt mich, wie wenig Leute bereit sind, ein PDF von meinem XING-Profil herunterzuladen. Sie brauchen es im Word-Format? Es gibt copy&paste!



Selbstverständlich habe ich meine Projektliste in mehreren Formaten und maile es auch in Word oder Open Office. Oder auf Tagalog, sofern eine Übersetzung mit Google reicht.



Allerdings habe ich festgestellt: Je mehr von mir verlangt wird, desto weniger kommt dabei heraus. Wenn mir also eine Agentur mitteilt, sie bräuchte ein anderes Format, nehme ich sofort einen Wahrscheinlichkeits-Abschlag von 25% vor, dass diese Agentur jemals Deckungsbeitrag bringen wird. Für alle weiteren Anpassungen halbiere ich die verbleibende Wahrscheinlichkeit.



Die effektiven dagegen ziehen sich meine Projektliste, legen sie einem Interessenten vor, dann kommt ein Telefoninterview, dann die Entscheidung. Über diese habe ich zahlreiche Projekte erhalten. Manchmal genügte auch ein kurzes Telefonat.



Dass ich einem Provider einen Kunden nicht klaue, ist für mich selbstverständlich, und mir ist auch klar, dass ich dafür unterschreibe. Das ist ein schlanker Prozess. Weniger schlank ist das permanente Umformatieren in neue Dateien, das Ausfüllen immer neu strukturierter Skill-Listen und das stetige Aktualisieren von Referenzen, die dann nur im Ausnahmefall angerufen werden.



All dieses Gedöns bedient meiner Einschätzung nach nur interne Prozesse und Policies der Provider, die den Endkunden NULL interessieren.



Ja, und ich weiß auch, dass es an mir liegen kann, wenn ich nicht vermittelt werde. Ich habe zwei Interviews geliefert, nach denen ich mir beim Auftraggeber Hausverbot erteilt hätte. Insgesamt funktioniert die Vermittlung aber recht gut – mit den Agenturen, die effektiv arbeiten statt Gedöns zu machen.

VIEL ERFOLG!