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Video Interview mit Interview mit Dr. Rainer Kurz von Freelance-Market.de

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Transkription

Intro: Das ist der Interview-Podcast von 4freelance. Hier lernen Sie interessante Menschen aus dem IT-Projekt-Markt kennen, die Ihre Sicht zur Projekt-Akquise, Recruiting und Vermittlungsprozess darstellen.

Timo Bock So, heute habe ich Herrn Dr. Kurz von Freelance-market.de. Herzlich willkommen im Interview Herr Dr. Kurz, wollen Sie sich vielleicht einmal vorstellen?

 

Hr. Dr. Kurz Ja gerne Herr Bock. Mein Name ist Rainer Kurz, ich selbst hab als freiberuflicher Unternehmensberater angefangen. Ich war 6 Jahre zuvor angestellt. Das war im Jahr 1999. Ich war mit den internetplattformen zur Vermittlung von Freiberuflern zu der Zeit nicht sehr zufrieden und hab deshalb im Jahr 2004 beschlossen Freelance-Market zu gründen.

 

Timo Bock Ok, sehr schön. Das unterscheidet sich jetzt ein bisschen von den vorherigen Interviews, weil hier geht es ja jetzt nicht um eine Recruiting Agentur, sondern Sie sind ja Betreiber einer Internetseite. Wollen Sie vielleicht erst einmal anfangen, dass sie Ihr Geschäftsmodell beschreiben?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, gerne. Also Freelance-Market ist sehr anders als die anderen Freelance-Plattformen. Das hat Vorteile, heißt aber auch, dass es als Internetplattform etwas erklärungsbedürftig ist. Weil viele der Freelancer oder der Kunden denken sie wissen wie Vermittlungsplattformen funktionieren. Ich selbst hab Freelance-Market mit dem Nobelpreisträger Professor Doktor Reinhard Selten entwickelt. Das ganze basiert auf den Prinzipien des maximal transparenten Marktplatzes. Die Volkswirtschaftler glauben daran, dass mit höchster Transparenz auch höchste mögliche Wertschöpfung erzielt wird. Deshalb funktioniert Freelance-Market auch etwas anders als andere Internetplattformen. So kann man bei Nachfrage den passenden Freelancer aussuchen. Man kann nur einen einzigen Freelancer aussuchen. Gebühren zahlt der Nachfragende nicht, sondern die bezahlt der Freelancer. Was Freelance-Market unterscheidet von anderen Plattformen ist, wir nehmen keine laufenden Gebühren fürs Projekt und wir sind auch nicht zwischen Freelancer und Nachfragendem drin, sondern die Bezahlung läuft direkt von der Nachfrage zum Freelancer. Also das sind wir keine Partei zwischendrin. Wir nehmen nur eine einzige Gebühr vom Freelancer und das ist eine einmalige Vorstellungsgebühr.

 

Timo Bock Ok, wie hoch ist die Gebühr?

 

Hr. Dr. Kurz Die ist zweimal der Stundensatz des Freelancers. Also wenn der Freelancer beispielsweise 30,-€ pro Stunde verdient, dann zahlt er einmalig 60,-€, also dass, was er in 2 Stunden seinem Kunden in Rechnung stellen würde, dass bezahlt er bei uns als Vorstellungsgebühr.

 

Timo Bock Ok, und jetzt habe ich auch gesehen, eine Aufnahmegebühr fällt auch noch an.

 

Hr. Dr. Kurz Ja, das ist eine einmalige Aufnahmegebühr. Die gibt es auch wieder zurück, wenn der Freelancer mit uns unzufrieden sein sollte. Das ist einfach, damit wir nicht zu viele Freelancer haben. Also wir haben in Deutschland knapp 1000 Freelancer gelistet. Wenn wir keine Aufnahmegebühren haben, so zeigt unsere Erfahrung, ist es zwanzig Mal diese Zahl. Das heißt, dann hätten wir statt 1000 etwa 20000 Freelancer, wir hätten dann aber nicht genug Projekte für diese Freelancer. Also das ist ein Qualitätskriterium, aber auch die bezahlten Freelancer passend zu halten zu der Anzahl der Nachfrage, die wir haben.

 

Timo Bock Der Engpass bei Ihnen sind die nachfragenden Unternehmen.

 

Hr. Dr. Kurz In den meisten Branchen ja. Es gibt Bereiche, wo es zu viele Freelancer gibt. Es gibt Bereiche, wo es zu viele Nachfragen gibt. Also beispielsweise, wenn Sie jetzt den Chinesisch-Übersetzer brauchen, da haben wir nur 2 Freelancer aktuell. Wir haben aber relativ viele Nachfragen. Während wir beispielsweise bei Russisch-Übersetzern, da haben wir über 20 Leute, da gibt es allerdings in der Deutschen Wirtschaft nicht entsprechend viel Nachfrage.

 

Timo Bock Ok, für einen Freelancer wäre es jetzt natürlich auch interessant zu wissen, ob er jetzt in einem Markt unterwegs ist, wo er auch Freelance-Market besonders gefragt ist, oder ob er dann halt eher einer von vielen Freelancern sein wird. Kann er das im Vorfeld schon irgendwie feststellen, wie realistisch das dann sein wird, dass es dann zu einer Beauftragung kommen wird?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, gerne. Und zwar das Prinzip bei Freelance-Market ist ja, dass wir einen maximal-transparenten Marktplatz haben. Und Teil der Transparenz ist auch, dass jeder sieht, wie die Situation bei den Kollegen, bei den Nachfragen und bei den Freelancern ist. Das müssen sie sich so vorstellen, wie wenn sie jetzt Äpfel verkaufen in einer Markthalle, dann kommen sie mit den Äpfeln an, können gleich sehen, wer auch noch Äpfel anbietet, mit welchen Qualitäten und mit welchen Preisen. Und sie sehen auch, wie lang die Schlange bei dem jeweiligen Apfelhändler ist. Genauso ist es bei Freelance-Market. Sie sehen auf den Profilen ihrer Kollegen auch seit wann sie geleistet sind und wie viele Nachfragen sie haben.

 

Timo Bock Ok, ist aber ein bisschen aufwendig dann oder? Weil da muss man sich dann jedes einzelne Profil anschauen und dann vergleichen, wie lang war er denn schon da und wie vergleicht er sich mit anderen.

 

Hr. Dr. Kurz Ja, ich weiß nicht ob das aufwendig ist. Ich denke, das hat man in einer Minute erfasst. Das gleiche ist, wenn sie jetzt aber mal Äpfel verkaufen, dann gehen sie auch in den Markthalle, gehen ein bisschen rum und schauen mal, was bei den anderen Ständen los ist. Also insgesamt rechnen wir mit ungefähr 20 Minuten, um sein Profil einzupflegen, damit es auch versteht. Zum einen und da ist natürlich ein teil, das man auch mal guckt, wie viele Kollegen sind denn überhaupt da. Dieses Einpflegen das passiert nur ein einziges Mal. Das ist halt so anders, als bei anderen Internetplattformen, wie beispielsweise bei Ausschreibungen, wo man sich auf jedes einzelne Projekt bewerben muss. Bei Freelance-Market wiederum, da müssen Sie sich ein einziges Mal festlegen, nämlich dann, wenn Sie ihr Profil eintragen und nehmen praktisch an jeder Nachfrage die jemand hat teil. Sprich, jemand der ihre Qualifikation braucht, der schaut sich dann das Profil an und man hat nur einmal diesen Aufwand.

 

Timo Bock Ja ok, das hab ich schon verstanden. Andererseits, wie stellen sie dann sicher, dass die Profile immer aktuell sind, weil das ist ja dann praktisch auch eine Momentaufnahme. Wer weiß, ob das in 3 Jahren dann immer noch so ist?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, also das liegt ja auch im Interesse des Freelancers, dass er selbst ein aktuelles Profil hat. Ja klar, das ist Eigeninteresse. Also, wenn ein Freelancer gerade nicht verfügbar ist und sein Profil wird trotzdem angezeigt, dann bekommt er Nachfragen. Er muss für diese Nachfragen Geld bezahlen, weil bei uns fallen Gebühren an für die Nachfrage. Nicht, ob daraus ein Projekt entsteht oder nicht, von daher ist es natürlich im Interesse des Freelancers, dass er ein möglichst passendes Profil hat und keine unnötigen Nachfragen bekommt. Also wenn er beispielsweise aktuell nicht verfügbar ist, ist es nicht nur für den Freelancer frustrierend, wenn er eine Nachfrage bekommt, die er bezahlen muss. Das ist genauso für den Nachfrager. Also erstmal ist es ein Eigeninteresse, wir schicken natürlich auch regelmäßig Feedbacks raus an die Freelancer, um sie daran zu erinnern wieder mal ihr Profil zu aktualisieren.

 

Timo Bock Ok, gibt es Freelancer, die Sie auch ablehnen würden auf ihrer Plattform?

 

Hr. Dr. Kurz Ja gibt es, ganz klar. Also sagen wir mal, das wichtigste Kriterium ist unsere Eintragungsgebühr. Also dadurch sparen wir uns sehr viele Freelancer mit denen wir, wie auch die Nachfrager wenig Freude haben würden. Wir haben anfangs natürlich um die Plattform aufzubauen, das ist schon 8 Jahre her, da haben wir auch die Eintragungen kostenlos gemacht und da hatten wir dann wirklich zwanzig Mal so viel Freelancer, allerdings auch viele mit gebührloser Qualität.

 

Timo Bock Ok

 

Hr. Dr. Kurz Das ist aber mal das erste Kriterium. Das zweite Kriterium ist, ob die Dienstleistung zu Freelance-Market passt. Also wir bieten jetzt beispielsweise keine esoterischen Dienstleistungen an und ähnliches. Weil wir der Meinung sind, das passt jetzt weniger zum Angebot von Freelance-Market. Das ist ein Bereich. Besonders ist, wenn wir von den Nachfragern negatives Feedback bekommen, dann gibt es eine Ablehnung. Halt auch, wenn die Profilangaben so nicht passend sind, die werden ja jeweils noch manuell von uns geprüft. Dann reden wir nochmal mit dem Freelancer und sagen, ja das passt jetzt nicht zu den Spielregeln. Das ist aber weniger eine Sache der Qualifikation, als wie das Profil dargestellt ist. Beispielsweise wenn ein Freelancer sagt er nimmt jetzt keinen klaren Stundensatz, sondern er möchte da irgendwelche anderen gesonderten Vergütungsmodelle machen, da sind wir bei Freelance-Market relativ unflexibel. Sondern wir wollen eigentlich, dass jeder Nachfrager die Freelancer miteinander vergleichen kann auf der Basis von dem Stundensatz.

 

Timo Bock Im Durchschnitt, wie hoch sind denn da die Stundensätze, die sie verlangen oder die die Freelancer selber praktisch verlangen?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, also der Durchschnitt liegt bei knapp 50,-€, wobei die Bandbreite ist sehr groß. Also wir haben Freelancer von 5,-€ bis Freelancern von glaube ich 200,-€ pro Stunde.

 

Timo Bock Ok, die Freelancer geben ja praktisch selber einen Preis an und der Kunde wird dann wahrscheinlich gerne mal nach dem Preis sortieren und vielleicht auch dann den günstigsten Freelancer beauftragen. Gibt es da die Gefahr, dass die Freelancer sich praktisch selber unterbieten oder unter Wert verkaufen, um dann halt den Kontakt zum Kunden zu haben und womöglich, wenn man dann erstmal beim Kunden ist, dass dann der Preis wieder etwas angehoben wird.

 

Hr. Dr. Kurz Ja gut, ich meine, ob das jetzt eine Gefahr ist eine andere Sache, also die Frage ist, wie agieren die Marktteilnehmer möglichst effizient. Und da haben wir versucht bei Freelance-Market einen guten Weg zu finden, das heißt es liegt im Interesse des Freelancers nicht zu billig und nicht zu teuer anbietet. Wenn ein Freelancer natürlich irgendwelche Lockangebote macht und danach sich nicht mehr an den Preis hält, dann wird er vermutlich den Nachfrager wieder verlieren. Also die Idee ist eigentlich, dass alle wirklich transparent sind und sagen, das ist mein Stundensatz. Das ist nicht teurer, das ist nicht billiger- das ist der Stundensatz und der gilt dann eben.

 

Timo Bock Ok. Nochmal zur Qualität. Wie können Sie da sicherstellen, dass die Qualifikation tatsächlich so ist, wie angegeben?

 

Hr. Dr. Kurz Also was wir machen ist der Freelancer hat ein Eigeninteresse. Das ist eigentlich das Prinzip, das wir bei Freelance-Market haben, das wir die Qualität nicht einprüfen, deshalb können wir auch die Dienstleistung relativ kostengünstig anbieten. Sondern die marktteilnehmen haben ein Eigeninteresse, dass sie entsprechend mit einander agieren. Das heißt konkret, wenn ein Freelancer hochstapelt, dann wird er viele Nachfragen bekommen, weil er dann natürlich ein tolles Preis-/Leistungsverhältnis hat. Diese Nachfragen werden aber nicht viel weiter kommen. Das heißt, der Nachfrager wird mit ihm reden, wird dann relativ schnell feststellen, dass der Freelancer gar nicht die hohe Qualifikation hat, die er angegeben hat und dann wird aus der Vorstellung kein Projekt. Im Durchschnitt werden 37% aller Vorstellungen zum Projekt. Diese 37% variieren aber zwischen den Freelancern. Die besten Freelancer die wir haben, die machen 80% ihrer Vorstellungen zum Projekt. Wie sie es genau schaffen habe ich noch nicht ganz verstanden, aber es gibt natürlich auch andere, die nicht auf die 37% kommen. Aber das ist jetzt wirklich eine Frage, wie professionell der Freelancer agiert. Er hat ein Eigeninteresse daran, dass er möglichst viele der Vorstellungen zum Projekt macht, weil unnütze Vorstellungen kosten ihm Geld und bedeuten natürlich für den Nachfrager auch eine Frustration.

 

Timo Bock Der wird dann aber wahrscheinlich sehr häufig frustriert sein, weil wenn sie sagen es wird nur ein Freelancer vorgestellt und in 37% der Fälle funktioniert das, dann bedeutet das ja auch, dass in den allermeisten Fällen der Nachfrager ein Projekt nicht besetzen wird.

 

Hr. Dr. Kurz Ist korrekt. Also wenn der Grund darin liegt, dass der Freelancer nicht professionell reagiert hat, kann der Nachfrager nochmal einen weiteren Freelancer nachfragen, nachdem der erste Freelancer sich als nicht passend herausgestellt hat, also das Problem nicht beim Nachfrager liegt. Das sind etwa 10-20% der Nachfragen, da will der Nachfrager noch einen zweiten Freelancer sehen, nachdem der erste aus irgendeinem Grund nicht gepasst hat.

 

Timo Bock Ja, das heißt, der Nachfrager kann das praktisch als ergänzendes Tool verwenden, aber normalerweise ist es ja so, dass der Auftraggeber ja auch gerne eine Auswahl hätte. Also normalerweise möchte man ja irgendwie 3 Kandidaten präsentiert bekommen um dann später eine Auswahl treffen zu können.

 

Hr. Dr. Kurz Also wenn ich jetzt die Statistik der Nachfrager anschauen, da hab ich Nachfrager, die auch auf eine Quote von 70% oder 80% kommen. Und der Nachfrager hat ja mehr als 3 Kandidaten. Weil er sieht ja die Profile der Freelancer schon bevor er sich den passenden ausgewählt hat. das ist ja gerade auch die Idee, dass der Nachfrager sich alle Freelancer-Profile anschaut und sich dann den passenden auswählt anhand von Qualifikation, anhand von geografischer Nähe, anhand des Stundensatzes.

 

Timo Bock Ja klar, das Profil. Aber ich meine, wenn es jetzt ein wichtiges Projekt ist, dann möchte ich auch mal mit den Leuten sprechen. Sie haben ja zum Beispiel auch Interim-Manager, die da für Restrukturierung zur Verfügung stehen und so weiter und das heißt da entscheide ich jetzt nicht auf Grund eines Profils oder Eigendarstellung, sondern da möchte ich auch ein Gespräch geführt haben und im Zweifel möchte ich vielleicht auch mehr als ein Gespräch führen um dann halt eben die Möglichkeit zu haben zu sagen ok, ich habe jetzt 3 Gespräche geführt. Ich werde mich für diesen einen jetzt entscheiden, auf Grund von Kriterien, die jetzt nicht im Profil unbedingt stehen.

 

Hr. Dr. Kurz Ja, also wenn der Nachfrager viele Gespräche machen will, dann ist Freelance-Market nicht die geeignete Plattform. Es gibt eine Studie von der Uni Hamburg, wonach der durchschnittliche Freelancer 50% seiner Zeit mit Projektakquise zubringt. Das heißt, dass das vergebliche Bewerben an Ausschreibungen für Freelancer Teil des Schicksals ist. Bei Freelance-Market wird der Nachfrager dazu motiviert, dass er sehr genau sich das schriftliche Profil anschaut und dann sehr zielgerichtet mit dem passenden Freelancer redet. Das geht auch recht schnell, das heißt der Nachfrager wählt den Freelancer aus, das geht unmittelbar. Er muss sich nicht mal bei Freelance-Market registrieren. Wir prüfen dann kurz nochmal, ob die Daten passen und schicken dann dem Nachfrager eine E-Mail und eine SMS mit den Kontaktdaten. Das gleiche machen wir auch mit dem Freelancer. Das heißt beide Seiten können sich dann unmittelbar kontaktieren. Im Schnitt dauert das keine 2 Stunden bis der Nachfrager die Kontaktdaten bekommt, und direkt mit dem Freelancer sprechen kann.

 

Timo Bock Ok, gibt es da bestimmte Dienstleistungen, für die es besonders gut funktioniert? Also ich denk jetzt, wenn ich einen Übersetzer brauche, dann nehme ich halt den erstbesten und wenn es danach irgendwie korrekt übersetzt wurde, dann bin ich auch zufrieden damit. Aber es gibt bestimmt auch andere Dienstleistungen, wo ich vielleicht viel Zeit mit dem Freelancer verbringen möchte und die jetzt nicht so generisch sind wo das nicht so gut funktioniert. Haben sie das beobachtet, dass das in manchen Branchen anders funktioniert?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, also es gibt Bereiche, wo das relativ einfach ist. Nehmen wir mal an Grafiker zum Beispiel. Da kann man bei Freelance-Market auch Arbeitsproben des Grafikers sehen, sieht also auch den Stil entsprechend. Und oft sind es bei Grafikern relativ lange Projekte, das heißt der Nachfrager wird sich das dann auch nicht lange überlegen, sondern wird relativ schnell den Freelancer beauftragen, da ist die Quote deutlich höher als 37%. Also das ist relativ problemlos. Wo sich das Internet naturgemäß schwer tut ist eben bei Dienstleistungen wie zum Beispiel Persönlichkeitscoaches, da ist es schwer das Internet als Vermittlungsmittel zu nutzen. Wir haben zwar die Möglichkeit, dass man auch Videoprofile bei Freelance-Market einstellen kann. Also da ist dann eine Videovorstellung möglich. Das gibt es, aber da tut sich natürlich die internetbasierte Vermittlung schwer.

 

Timo Bock Gut, wie lange laufen dann die Projekte? Also sie sagen ja das kostet 2 Stundensätze. Und das heißt, wenn das Projekt ein Jahr läuft, dann ist das ein super Deal. Wenn das Projekt irgendwie 3 Stunden läuft, dann hat es sich nicht so gelohnt.

 

Hr. Dr. Kurz Ja, das ist richtig. Also die Bandbreite ist wirklich extrem. Zwischen einem Tag und mehrere Jahre ist da möglich. Aber wenn ich jetzt mal den Median nehme, also der Median der Projekte liegt bei 50 Tagen.

 

Timo Bock Ok, woher wissen sie das? Weil die Abrechnung läuft ja nicht mehr über Sie. Das heißt sie müssen dann praktisch ihre Kunden befragen.

 

Hr. Dr. Kurz Das machen wir. Da befragen wir die Kunden, die geben dann aber auch ganz ehrlich Antwort, weil sie ja wissen unsere Vergütung ist nicht abhängig von dem Projektumfang. Also das ist ein grundsätzliches Problem bei vielen Maklern. Dass natürlich das Interesse an der Dienstleistung des Maklers sehr groß ist, aber sobald das Projekt erfolgt will man eigentlich vom Makler nichts mehr wissen, weil der immer auch laufende Kosten bedeutet. Das ist bei Freelance-Market anders. Wir fragen nach, die geben dann sehr gern Auskunft und daher können wir so etwas dann auch beantworten.

 

Timo Bock Ok, super. Was tun sie, um diese Nachfrage zu generieren auf ihrer Plattform?

 

Hr. Dr. Kurz Also wir sind ja wirklich sehr kostengünstig. Also im Schnitt kostet Freelance-Market ca. 1% des Projektvolumens, das wir generieren. Und daher können wir jetzt nicht die teuren Vertriebskanäle wählen, also wir haben jetzt keine Außendienstmannschaft beispielsweise die entsprechende Beziehungen macht mit den Einkaufsabteilungen und Personalabteilungen oder den strategischen Projektabteilungen von Großunternehmen. Sondern das wichtigste ist bei uns Internet, Internetwerbung, Suchmaschinenoptimierung, dann Bestandskunden die wiederkommen. Dann gibt es noch den Freelance-Market Newsletter, der an 15000 Empfänger einmal im Monat geht. Das sind also alles Kanäle, dann teilweise natürlich auch Medienberichterstattung über Freelance-Market, so wie jetzt gerade auch dieses Interview. Das sind alles so Dinge die wir nutzen, also relativ kostengünstige Kanäle, weil wir einfach mit einer sehr geringen Marge arbeiten. Es ist ein relativ leichter Verkauf, was Freelance-Market angeht gegenüber den Nachfragern, weil für die Nachfrager ist Freelance-Market kostenlos.

 

Timo Bock Ja, genau. Was sind die besten Kanäle um Traffic auf die Website zu bekommen?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, also das ist Suchmaschinenoptimierung. Also bei Google und bei Bing sind wir bei Begriffen wie Freelancer oder Freiberufler in der Regel auf der ersten Seite. Also es gibt sehr viele Internetseiten, die über uns berichten und das hilft uns natürlich auch im Bereich der Suchmaschinenoptimierung. Das Andere sind aber auch die Empfehlungen, beispielsweise empfehlen uns unsere Freelancer weiter an ihre Kunden wenn es um andere Dienstleistungen geht. Zum Beispiel haben wir durch Kundenbefragungen rausbekommen, beispielsweise sagt der Projektmanager, dass er jetzt zu seinem Programmierer das er jetzt noch einen Übersetzer braucht, ob er einen weiß. Und dann sagt er keine Ahnung, aber ich bin übrigens noch bei Freelance-Market gelistet, ich weiß, die haben auch Übersetzer und allein dieser Effekt macht 10- 20% unserer Nachfragen aus.

 

Timo Bock Ok, gut. Genau, nutzen sie auch bezahlten Traffic, um Leute auf Ihre Seite zu bekommen?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, also wir nutzen Werbung bei Bing und bei Google.

 

Timo Bock Wie schaut es mit den sozialen Medien aus? Sind sie da unterwegs?

 

Hr. Dr. Kurz Da haben wir eine gewisse Präsenz, allerdings sind wir da noch nicht so aktiv, also ja. Wir haben Twitterkanal, haben eine Facebookseite, sind auch aktiv bei Linkedin, allerdings sind wir in dem Bereich nicht sehr aktiv. Das ist einfach sehr pflegebedürftig als Medium und da ist immer die frage, ob sich das vom Aufwand her lohnt. Also sie selbst als Betreiber von 4freelance wissen wieviel Aufwand das ist sowas zu pflegen und wir machen das, aber da sind wir nicht sehr aktiv.

 

Timo Bock Ok.

 

Hr. Dr. Kurz Aber sie können uns gerne Liken bei Facebook oder Linkedin.

 

Timo Bock Ok, gut. Auf der Kundenseite, gibt es da Kunden, die Sie ablehnen würden?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, also es gibt Kunden wo sich Freelancer beschweren. Etwa bei 20% der Vorstellungen muss der Freelancer nicht bezahlen, weil sich der Freelancer über den Kunden beschwert, weil der unprofessionell ist. Kunden die wir speziell ablehnen das sind andere Projektvermittler, weil da ist die Wahrscheinlichkeit, das der Freelancer ein Projekt bekommt geringer als 20%. Auch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Projektvermittler nochmal den Preis des Freelancers erhöht. Das passt einfach nicht zu unseren Spielregeln. Wir wollen, dass von Anfang an kommuniziert wird „So wird gespielt!“. Und das ist eben bei Projektvermittlern nicht der Fall. Projektvermittler haben anfangs etwas ein Viertel unserer Nachfragen ausgemacht, allerdings hatten sie oft Anfragen für Projekte, die sie noch gar nicht sicher hatten zum einen. Zum anderen wollen Projektvermittler relativ viele Freelancer vorgestellt bekommen, sind aber nicht bereit dafür zu bezahlen. Also bieten wir Projektvermittlern an, dass sie Freelance-Market nutzen, da müssen die Projektvermittler aber zwei Stundensätze des Freelancers bezahlen für jede Vorstellung. Die sagen immer, dass es ganz wichtig ist und hoch relevant usw., sind aber nicht bereit die Gebühren zu bezahlen. Ja und das sagt einiges über die klassischen Projektvermittler aus. Von daher, man muss selbst ein eigenes Projekt haben und dann passt es in der Regel. Es gibt Projekte, wo wir eine Ablehnung vom Freelancer angenommen haben, ich sag mal beispielsweise hatten wir einen Coach für interkulturelle Kommunikation, der hatte gesagt er arbeitet weltweit. Der wurde angefragt von der Bundeswehr in Afghanistan für den Einsatz in Afghanistan und hatte gemeint, so hatte er die weltweite Arbeit nun auch nicht gemeint. Da haben wir das dann auch angenommen. Der musste die Vorstellungsgebühr dann auch nicht bezahlen.

 

Timo Bock Ok, ja gut. Ja ich merk schon, das ist alles sehr ähnlich alles bei ihnen, also das heißt es wird alles überprüft und man kann auch mit ihnen reden. Genau. Haben sie einen Tipp für Freelancer, die vielleicht selber Aufträge akquirieren möchten?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, also tragen sie sich gern bei Freelance-Market ein. Tragen sie sich ein als Spezialist in einem Bereich. Weil bei Freelance-Market, wenn sie jetzt beispielsweise sagen sie sind jetzt Übersetzer für Französisch, das reicht nicht. Schreiben sie rein, sie sind Übersetzer für Französisch für Handbücher im Bereich Maschinenbau oder für Windkraftanlagen usw. Weil das macht sie interessant und setzt sie von der Masse ab. Und die Nachfrager die wollen ja jetzt nicht irgendeinen Französischübersetzer haben, sondern sie wollen jemanden haben, der ihr spezielles Problem optimal löst. Also da passt einfach die Differenzierung. Das ist natürlich anders, wenn sich der Freelancer irgendwo bei einem Empfang oder so jemandem vorstellt. Da muss er sich breit aufstellen weil bei den potentiellen Kunden, da weiß er nicht genau was der jetzt jeweils haben will. Da hat man eben die Auswahl, im Fall von Französischübersetzern haben wir jetzt über 30 Leute, das heißt, da wird man entweder genommen, weil man am günstigste ist oder weil man genau die Spezialität anbietet für den Nachfrager.

 

Timo Bock Ok, ja sehr gut. Gibt es da auch bestimmte Anforderungen oder so, die sie an die Freelancer was das Format des Profils angeht?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, absolut. Das Profil, man hat die üblichen Kontaktdaten, dann haben wir den Bereich Schwerpunkte und Erfahrungen und da ist vorgeschrieben, das der Bereich Schwerpunkte, wie auch der Bereich Erfahrungen zwischen 50 und 400 Buchstaben haben. Also nicht kürzer und nicht länger. Und wenn man als Grafiker reinschreibt: „Ich mache gute Grafiken.“, dann ist

 

Timo Bock Achso, ja…

 

Hr. Dr. Kurz Wenn ein Programmierer meint er muss alle Programmiersprachen die ihn in den letzten 30 Jahren mal begegnet sind reinschreiben, dann ist es wiederum zu lang, sondern wir wollen, dass der Nachfrager relativ zügig alle Freelancer-Profile sich anschauen kann. Und zwar auf einer Seite, also er muss nicht jeweils klicken um ein Profil zu öffnen, sondern die sind wirklich untereinander gelistet. Und deshalb ist die Vorschrift, dass das eben wirklich zwischen 50 und 400 Buchstaben lang ist.

 

Timo Bock Ok, na das weicht schon ganz schön ab von dem, was die Projektvermittler normalerweise empfehlen. Also mit den Interviews, die ich bis jetzt geführt habe waren das immer so 3 bis 4 Seiten, was da empfohlen wird. Also das ist dann bei ihnen schon deutlich reduzierter.

 

Hr. Dr. Kurz Der Nachfrager hat auch oft gar nicht so die Zeit, sich das so ganz genau anzuschauen. Und wenn man das wirklich knackig und mit ein paar hundert Buchstaben darstellt, ich glaube, das ist dann wirklich auch aussagekräftig.

 

Timo Bock Ja, ok, also ich mein, die sagen natürlich es gibt halt ein Cover-Sheet und da ist es auf den Punkt gebracht und wer sich dann im Detail dafür interessiert, dann schaut er sich halt nochmal die anderen Seite an.

 

Hr. Dr. Kurz Man hat natürlich die Möglichkeit, dass der Freelancer Arbeitsproben hochlädt, wo dann beispielsweise er selbst bezeugen kann wie er Texte übersetzt hat, gerade bei Grafikern natürlich ist es interessant, das man da den Stil hat, das ist die eine Sache. Die andere Sache ist Freelancer können auch bei uns ein kostenloses Zweitprofil machen. Beispielsweise gibt es auch Programmiere, die auch als Übersetzer unterwegs sind.

 

Timo Bock Aha

 

Hr. Dr. Kurz Oder Grafiker, die Gleichzeitig auch noch im Bereich von Videoschnitt was machen usw. Die können sich dann wirklich noch in einer zweiten Kategorie eintragen. Das ist dann in jedem Fall auch kostenlos, also die Eintragungsgebühr, die macht bei uns weniger als 10% unseres Gesamtumsatzes aus, also darauf kommt es uns nicht an. Sondern da geht es wirklich auch um das Thema Qualität zu managen und wenn einer schon mal die Eintragsgebühr bezahlt hat, dann haben wir auch keine Probleme, wenn er sich noch woanders einträgt.

 

Timo Bock Kommen wir zu letzten Frage. Was sind ihre Pläne für die nächsten 5 Jahre?

 

Hr. Dr. Kurz Ja, also wir expandieren in weitere Länder. Insgesamt gibt es Freelance-Market außer in Deutschland noch in weiteren 5 Ländern. Das Ganze auf der Basis von Lizenznehmern. Wir haben in den meisten Ländern, also das fängt in Österreich an und hört in China auf, jeweils einen Lizenznehmer, der Freelance-Market auf genau der gleichen Technik, aber angepasst an das jeweilige Land dort betreibt. Und ja, der deutsche Markt hat eine bestimmte Größe und wir haben Freelance-Market sehr aufwendig entwickelt in den letzten 10 Jahren, da stecken also über 8000 Programmiererstunden drin. Und da bieten wir Lizenznehmern an in weitere Märkte einzusteigen. Da gibt es natürlich die Möglichkeit das Ganze nicht nur das Ganze im Ausland zu machen, sondern wir schauen auch in Richtung von einzelnen Sparten und Fachsegmenten. Das könnte auch innerhalb von Deutschland sein. Also wenn jetzt jemand sich berufen fühlt zu sagen er will jetzt einen spezialisierten Marktplatz machen nur für Ingenieure oder nur für Freelancer, die im Bergbaubereich arbeiten wollen, oder ich hatte eine Anfrage im Bereich Hebammen zum Beispiel, ein Marktplatz für Hebammen, derartige Spezialsegmente – also da sollten wir gerne miteinander reden. Also das ist für uns das Thema, das für uns ganz heiß ist – Expansion und weitere Märkte.

 

Timo Bock Danke. Super! Vielen Dank für das Interview.

 

Hr. Dr. Kurz Gerne.

 

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