401px-ArmanAlizad_Zakalwe2_GNU-JPG_beschriftetNoBrainer für Trainer

Die Welt ist voller Berater, Coaches und Trainer, und noch voller mit solchen, die sich so NENNEN, aber keinen merklichen Nutzen bringen.



Einer der ältesten Tricks, um Kompetenz zu demonstrieren, sind „Truisms“, also Aussagen, die garantiert immer wahr sind, wie „Du hattest schon mal Probleme in Deinen Beziehungen, manchmal einfache und manchmal schwierige.“ Tatsache?



Stelle ich fest, dass solche Aussagen zu platt sind für meinen aktuellen Klienten, habe ich die Wahl unter vier Kategorien, von denen viele Klienten beeindruckt sind, obwohl sie nichts bringen.



Man kann Anfängern immer sagen, sie seien zu angespannt, egal auf welchem Gebiet – denn Anfänger sind oft angespannt. Fortgeschrittene sind etwas weniger verspannt. Selbst Meister sind bisweilen verspannt. Nur sollte man das den Meistern nicht unbedingt sagen, speziell nicht den Kampfkunst-Meistern, jedenfalls nicht, wenn man selbst kein Meister ist – die stehen dann nämlich darauf, Spannungs-Vergleiche anzustellen.



Einem Anfänger kann ich auch sagen: Du bist zu viel im Kopf – Wachstum und echtes Verstehen kommt nicht aus dem faktenorientierten Teil des Gehirns. Meistens, wenn wir etwas Neues beginnen, versuchen wir es erst einmal aus der sachlichen Ebene heraus, weil dieser Teil des Verstandes eine ziemlich echt wirkende Illusion von Sicherheit verspricht.



Auch immer wieder gerne genommen: Das Mangelbewusstsein. Der Mensch ist per Bauart seines Gehirns im Mangelbewusstsein, und das ändert sich auch frühestens, wenn die DNA sich ändert. Wer sich extrem intensiv und lange damit befasst, kommt vielleicht irgendwann dahin, mit dem Mangelbewusstsein anders umzugehen (ignorieren, sein lassen, alternative Ideen von Überfluss oder „genug“ ergänzen), aber mit den Standard-Mensch-Genen kommt man aus der Nummer niemals raus. Sage ich meinem Klienten also „Du bist im Mangelbewusstsein“, dann liege ich sehr wahrscheinlich richtig.



Ach ja, und die gute alte Angst vor Ablehnung, vor „Versagen“… „Versagen“ ist im allgemeinen so definiert, dass ein paar andere Leute, die genauso bekloppt, ignorant und umfassend inkompetent sind wie ich, mit PER BAUART inkompetentem und irrelevantem Urteilsvermögen, mich „negativ“ beurteilen. Und obwohl die Urteile der anderen völlig irrelevant und inkompetent sind, fürchte ich sie. Das macht keinen Sinn, wirkt aber trotzdem. Aus der Nummer komme ich auch nicht raus.



All diese Dinge kann ich als Coach anbringen. Das wirkt erstmal kompetent, wenn mein Klient jung, unerfahren und unsicher ist. Es nützt ihm zwar nichts, aber bis dahin habe ich bereits einige Rechnungen gestellt.



Ein brauchbarer Coach beschränkt sich nicht darauf, Probleme nur zu benennen. Er bietet valide, umsetzbare Lösungen. Problem mit den oben genannten Phänomen: Es gibt keine valide, umsetzbare Lösung dafür.



Verspannung, Mangelbewusstsein, Versagensängste und Verstandes-Übergewicht gehen erst nach Zeiten langer Übung und Erfahrung zurück – und auch nur bezogen auf den Lebensbereich oder die Aufgabe, die ich trainiere. Beginne ich ein neues Thema, geht das ganze mehr oder weniger von vorne los (manchmal kann man Lerngewinne teilweise ins nächste Thema mitnehmen). So wie die meisten Menschen in Westeuropa aus meiner Altersgruppe (Geburtsjahre ca. 1960-1970) gestrickt und konditioniert sind, scheint die erste Welle an Entspannung ca. im dritten Trainingsjahr zu kommen.



Vorher üben wir und glauben, wir müssten nur hinter das Geheimnis des großen Durchbruchs kommen. Ein Heer von Leuten steht bereit, um uns solche zu verkaufen, in schicken Kartons, die leider leer sind. Es gibt aber nur selten „große“ Durchbrüche (wie groß ist groß?), und Geheimnisse gibt es sehr wenige. Es gibt unendlich viele Unbekannte in jedem Thema, aber der Mensch ist nicht gebaut, um sie zu erkennen.